So wie die älteren Bruderschaften Kevelaers, kann auch die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken.

Sebastianusbruderschaften oder –vereine gibt es an vielen Orten des Niederrheins. Die Zeit ihrer Entstehung ist meistens das Mittelalter, das 14. oder 15. Jahrhundert. Zur Gründung der Verein mögen verschiedene Umstände die Veranlassung gewesen sein. Besonders zwei Plagen des Mittelalterswaren es, die zu solchen Bruderschaften führten. Da wäre zunächst das Raubritterwesen zu nennen. Die Einwohner der Städte und Dörfer waren vielfach gezwungen ,sich gegen die Raubritter oder andere Feindliche Überfälle zu schützen oder zu verteidigen .Die wehrhaften Männer traten zu Gesellschaften zusammen, die man mit Gilde, Zunft oder Bruderschaft bezeichnete. Häufig hielten sie Waffenübungen ab, damit sie als Beschützer der Heimat im gebrauch der Waffen gewandt blieben. Davon hat bis auf den heutigen Tag das Vogelschießen erhalten. Der beste Schütze wurde als Schützenkönig proklamiert. Zum Schutzpatron der Bruderschaft wählte man den Hl. Sebastianus, weil er ein tapferer Soldat und Offizier im römischen Heere gewesen war. Er galt als Beschützer des Waffenhandwerks, als ein Vorbild der Tapferkeit und der Standhaftigkeit in der Verteidigung des Glaubens.

Als zweite Veranlassung zur Gründung von Sebastianusbruderschaften wäre die anzuführen, dass der Heilige schon von altersher in der hiesigen Gegend als Patron gegen die Pest und sonstige ansteckenden Kranheiten angerufen wurde.

Am Niederrhein wütete die Pest im Mittelalter sehr häufig. Sie wurde hier der schwarze Tod genannt. Vom 15. bis zum 17. Jahrhundert vernehmen wir, dass sie fast in allen Orten verheerend aufgetreten ist. So lässt es sich leicht begreifen, dass die Verehrung des Hl. Sebastianus stetig zunahm. An manchen Orten wurden Bruderschaften unter seinem Titel errichtet. Wie nun im Mittelalter alles im Dienst der Kirche stand, so traten auch die Sebastianusbruderschaften bei kirchlichen Veranstaltungen geschlossen auf. Mit der Fahne und ihren sonstigen Abzeichen beteiligten sich die Mitglieder gemeinschaftlich an den Prozessionen, bei denen das Allerheiligste getragen wurde; beim Empfang eines Bischofs, bei der Einführung eines neuen Pfarrers usw. waren sie ebenfalls zugegen.

Auch die St. Sebastianus-Schützenbruderschaft in Kevelaer hat es bisher so gehalten. Bei allen kirchlichen Prozessionen begleitet sie bis auf den heutigen Tag das Allerheiligste.

Die Bruderschaften gelangten zu großem Ansehen. Sie erhielten vielfach besondere Vorrechte. Es wurden ihnen sogar Stiftungen und Schenkungen zugewendet. So auch unserer St. Sebastianus-Schützenbruderschaft.

Lange Jahre war man sich über das Alter der Kevelaerer Bruderschaft nicht im klaren. Man hatte schon im Jahre 1926 das 175jährige Jubiläum gefeiert. Da wurde auf einer Versammlung am 26. März 1939 bekanntgegeben, dass eine Fahnenspitze mit der Jahreszahl 1635 gefunden sei, die der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft gehöre. Fachleute haben den Fund untersucht und bestätigt, dass damit der Nachweis erbracht sei, dass die Bruderschaft schon 1635 bestanden hat. Zudem ist aus einem Vermerk in einer Urkunde aus dem Jahre 1680 ersichtlich, dass die Bruderschaft zu diesem Zeitpunkt schon über Landbesitz verfügte.

Ältestes erhaltenes Gruppenfoto der "Seb" vom 15.06.1931
Personen auf dem Bild von links nach rechts: Karl Lemmen, Josef Roggendorf, Theo Franzen, Heinrch Tebartz, Jean Ermers, König Johann Fasen, Adjutant Johan Boll, Willhelm Klemmen, Hubert Brünen, Johann Verheyen, van Gellekum. Reihe oben: Jakob Niels, Derks, Theo Winkels